Port. 2011 - Informationen zu Jakobswegen

Informationen zu Jakobswegen
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Caminho Portugues 2011


Nach 2006 und 2010 breche ich am 13. Juni 2011 zum dritten Mal auf, um auf dem Caminho Portugues von Porto nach Santiago de Compostela zu pilgern. Warum gehe ich ausgerechnet diesen Weg nochmals? Mit mir pilgern sieben Schüler, ein Kollege und eine Mutter. Wir haben uns in der Schule im Rahmen eines Seminarkurses intensiv mit Jakobus dem Älteren beschäftigt. Wir können nur in den Ferien pilgern. Geld steht uns nicht unendlich zur Verfügung. Das Risiko, einen Weg zu gehen, den ich nicht kenne, möchte ich nicht eingehen. So ist der portugiesische Weg einschließlich An- und Abreise für uns bestens geeignet.
Treffpunkt ist am Pfingstmontag vor der Schule. Mit drei privaten Pkw fahren wir nach Frankfurt/Hahn. Wir starten pünktlich und landen auch pünktlich in Porto. Auch die Fahrt mit der Metro zu unserer ersten Unterkunft verläuft problemlos. Von der U-Bahn-Station Trindade müssen wir etwa 300 m zu Fuß zur Residencial Pao de Acucar. Auch dort klappt alles.
Wir beziehen schöne Zimmer und bewundern das Treppenhaus. Am Nachmittag erkunden wir die nähere Umgebung. Im Bahnhof San Bento bewundern wir die Azulechos. Ich besorge die Metro-Tickets für den morgigen Tag. Der größere Teil unserer Gruppe kehrt bei McDonald ein, eine kleinere Gruppe geht zu einem Portugiesen. Selbstverständlich holen wir uns unseren ersten Stempel in der Kathedrale ab.  
Für den bevorstehenden ersten Pilgertag holen wir uns noch Proviant in nahegelegenen Supermärkten. Bei Einbruch der Dunkelheit ziehe ich nochmals mit der Kamera los. Ziele ist zum wiederholten Male die Dom-Luis-Brücke samt Umgebung.

1. Etappe: Porto - Maia - Rates (28,0 km)

Um 4.45 Uhr ist Aufstehen angesagt. Abmarsch ist um 5.30 Uhr. Wir wollen die erste Metro um 6.06 Uhr ab Trindade in Richtung Maia nehmen. Die meisten Pilger, die in Porto beginnen, laufen erst in Maia los. Das hat zwei Gründe: Die Strecke Porto-Maia ist für Fußgänger eine Katastrophe (weiß ich aus eigener Erfahrung) und für einen ersten Pilgertag ist die Strecke Porto-Rates zu lang. Wir steigen also in Foro Maia aus und umrunden zuerst einmal die Metro-Station.
Nachdem wir uns orientiert haben geht es richtig los. Wir finden also den Zoo und die Kirche Barreiros do Maia. In unterschiedlichen Gruppen ziehen wir gen Rates. Anfangs ist  es leicht bewölkt. Die Temperatur dürfte bei etwa 20 Grad liegen. Unterwegs sind alle Kapellen und Kirchen geschlossen. Die Strecke ist nicht besonders schön, teilweise gefährlich. Wir können wegen der Autos den Mauern am Straßenrand schlecht ausweichen.
Das wird in den nächsten Tagen aber deutlich besser. Gegen 14.00 Uhr treffe ich mit Anna und Rebecca in der Herberge in Rates ein. Adrian, Andrea, Jochen und Lorenz sind schon seit einigen Minuten da. Die dritte Gruppe kommt etwas später. Für den ersten Tag mit zehn Pilgern ist das für eine Strecke von 28\,km richtig gut. Eine Bemerkung zu den Entfernungsangaben: Die Streckenangaben weichen teilweise stark von früheren Angaben ab, weil ich die Zeit zwischen zwei Messungen stark reduziert habe und wegen anderer Übernachtungsorte.
Wir gehen zu Mercedes zum Einkaufen und Stempeln. Danach geht es an die Körper- und Wäschepflege. Zum Essen gehen wir nicht in das Cafe Lenz, sondern in ein schmuckes Restaurant. Das Menü del dia gibt es für 7,50 Euro . Als Postre gönnen wir uns in der Herberge eine Flasche vino tinto. Bisher läuft alles gut.
In der Herberge treffen wir einige Pilger, denen wir bis Santiago regelmäßig über die Füße laufen.

2. Etappe: Rates - Portela de Tamel (27,1 km)

Wir stehen gegen 5.45 Uhr auf und verlassen eine halbe Stunde später die schnarcherfreundliche Herberge. Das Wetter spielt mit. Anfangs nieselt es ganz schwach. Für uns ist das ein optimales Wetter. Hannah, Lucie und Nico sind etwas früher weg. Lucie kommt bald wieder zurück. Ihr Pass liegt noch auf ihrem Bett. Der Weg ist heute viel schöner als am Vortag und wegen der fehlenden Autos auch stressfrei. Unterwegs kehren wir in Pedra Furada bei Angeline in ihrer pilgerfreundlichen Bar ein. Wir frühstücken, stempeln, fotografieren uns gegenseitig und tragen uns auch noch in ihr Gästebuch ein. Sie nimmt auch Pilger über Nacht auf.
In Barcelos angekommen, besichtigen wir zuerst das archäologische Freiluftmuseum, dann die Kirche Bom Jesus. Die Christusdarstellung ist für unsere mitteleuropäischen Augen gewöhnungsbedürftig. Jede Wunde und jeder Blutstropfen wird dargestellt. Die ganze Darstellung wirkt sehr brutal. Dann machen wir eine ausgiebige Pause.
Von nun an geht's bergauf. Es ist ausreichend warm – aber nicht zu heiß -- geworden. Der Weg nach Portela de Tamel zieht sich dennoch in die Länge. Wir kommen relativ früh an; die Herberge ist dennoch geöffnet.  
Das übliche Pilgerritual folgt: Duschen, Wäsche waschen. Das Restaurant  gegenüber ist wegen Pächterwechsel geschlossen. Also gehen wir zur Hauptstraße und dort in die erste Bar. Der Besitzer freut sich riesig über 10 hungrige Pilger. Zurück in der Herberge erleben wir einen gemütlichen Abend mit vino tinto.

3. Etappe: Portela de Tamel - Ponte de Lima (27,0 km)

Wie üblich stehen wir früh auf. Abmarsch ist heute um 6.30 Uhr. Hannah, Lucie und Nico laufen aus verschiedenen Gründen heute am Schluss und erhalten dafür Adrians Handy. Die Strecke heute nach Ponte de Lima ist viel schöner zu laufen als die Strecken der ersten Tage. Portugiesische Kilometerangaben sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Unterwegs sind leider fast alle Kapellen und Kirchen geschlossen. Erst in Ponte de Lima finden wir mit der Pfarrkirche eine offenes Gotteshaus.
In Ponte de Lima angekommen müssen wir bis 17.00 Uhr vor der Herberge warten, bis wir eingelassen werden. Nun erfolgt ein Schauspiel, das mich irgendwie an das Militär erinnert. Jeweils fünf bis sechs Pilger dürfen sich anmelden und werden dann anschließend durch die Herberge geführt. Uns wird eindringlich eingeschärft, dass ab 22.00 Uhr niemand mehr das Haus betreten kann. Duschen trauen wir uns, Wäsche waschen nicht. Da der größte Teil von Ponte de Lima auf der „falschen“ Seite des Flusses liegt, müssen wir wohl beim Essen genau auf die Uhr schauen. Schon auf dem Weg zur Herberge hatten wir ein Restaurant entdeckt, wo es für sagenhafte 3,50 Euro ein Schnitzel mit Reis geben sollte. Genau das gönnen wir uns am Abend. Das Schnitzel ist in Ordnung, der Reis ziemlich kalt, der vino tinto ungenießbar. Da noch nicht alle satt sind, ziehen wir nochmals zu viert los und bestellen uns noch je eine Pizza. Das war dann zu viel. Die Reste gibt es am nächsten Morgen als Frühstück. Wir kehren sicherheitshalber sehr früh in die Herberge zurück. Dort treffen wir im Hof Tanja, die mit unserer Truppe den kleinen Rest bis Santiago zurücklegen wird.
4. Etappe: Ponte de Lima - Rubiaes (18,9 km)

Nach einer unruhigen Nacht - kurze Betten, viele Schnarcher - marschieren wir gegen 6.30 Uhr los.
Die heutige Etappe ist nicht besonders lang, es geht aber über den höchsten Punkt der ganzen Pilgerstrecke.  
Die Strecke ist wunderschön und gut zu laufen. Nach etwa acht Kilometern kehren wir in Codecal in einem kleinen Laden ein. Mein Credenzial macht dabei Bekanntschaft mit viel cafe con leche. Wenigstens kann ich es jetzt ganz leicht eindeutig identifizieren. Wir machen uns auf den Weg zum Kreuz der Franzosen und zum Pass Portela Grande in 435 m Höhe. Der Aufstieg gelingt uns ganz gut. Wie zu befürchten war, kommen wir sehr früh in der Herberge in Rubiaes an. Wir müssen aber nur bis gegen 13.30 Uhr warten. Angel hat den Schlüssel besorgt. Das übliche Pilgerritual folgt. Diese Herberge hat im ersten Obergeschoss ein kleines Achterzimmer. Im Erdgeschoss befindet sich der große Schlafraum. Da ich die Herberge kenne, ist das kleine Zimmer fest in deutscher Hand. Unsere drei mainfränkischen Mitpilger freuen sich über eine relativ schnarchlose Nacht.

5. Etappe: Rubiaes - Tui (23,2 km)

Wie immer stehen wir früh auf und marschieren gegen 6.30 Uhr los. Da es gestern am Nachmittag geregnet hat, ist unsere Wäsche noch mehr oder weniger feucht. Wir hängen sie nun außen an unsere Rucksäcke. Sie wird im Laufe des Tages trocken. Die Strecke ist ganz nett. Erster vereinbarter Treffpunkt für alle ist die Bar San Bento la Porta. Zweiter vereinbarter Treffpunkt ist dann die kleine Kapelle bei Arao. Hier lädt uns eine ältere Dame zum Besuch des Gottesdienstes um 16.00 Uhr ein. Das ist für uns viel zu späte und so müssen wir uns von ihr verabschieden. In Valenca gehört die erste Bar uns. Wir essen eine Kleinigkeit und genießen dann den Rundgang durch die Stadt. Der Blick von der Stadtmauer über das Tal des Minho auf die spanische Seite ist sehr schön.
Wir dürfen unsere Uhren umstellen. Es ist etwas schwierig, den Ausgang in der Stadtmauer zu finden, aber irgendwie schaffen wir es. Über die internationale Brücke verlassen wir Portugal. Wir sind im gelobten Land Galicien. Gegen 14.00 Uhr erreichen wir die Herberge und werden auch eingelassen. Hier sind die Betten durchnummeriert. Ich habe Glück und darf unten schlafen. In Galicien ist beim Herbergspreis von 5 Euro auch eine Einmalbettwäsche enthalten. Die Herberge ist groß und sauber und hat im Gegensatz zu einigen anderen eine hervorragende Lage. Hier können wir auch wieder richtig waschen.
Um 16.15 Uhr gehen wir gemeinsam zur Kathedrale.  
Wir gehen auch in den Kreuzgang, den Garten und auf den Turm. Ich habe den Eindruck, dass es heute zum ersten Male richtig warm ist. Beim Laufen ist mir das noch nicht aufgefallen. Danach gehen wir in eine kleine Bar. Die beiden Besitzer sind ganz glücklich, aber auch etwas gestresst. Dennoch muss keiner von uns verhungern. Unglücklicherweise ist Flohmarkt. Rebeccas Rucksack ist bisher - wie alle anderen auch -- wirklich leicht. Sie findet hier zwei ganz tolle alte Bücher, die sie unbedingt braucht. Es stellt sich heraus, dass eines eine Bibel, das andere ein Buch zur Kriegsführung ist. Sie wird die beiden Bücher tapfer tragen. Danach gönnen wir uns in einer kleinen Truppe noch ein Eis. Ein kleiner Schreck: Wieder vermisst jemand seinen Pass. Glücklicherweise taucht er wieder auf. Ich gehe früh ins Bett, da wir um 4.45 Uhr aufstehen wollen. Die Nacht wird allerdings wegen eines Festes sehr unruhig.
 
6. Etappe: Tui - Redondela (33,4 km)

Wir starten tatsächlich um 5.36 Uhr. Vor uns liegt die längste Etappe unseres Weges. Da wir mit zehn Stunden rechnen und es warm werden kann, haben wir uns einvernehmlich auf den frühen Start geeinigt. Bis Porrinho läuft es trotz des Industriegebietes, das wir durchqueren müssen, ganz gut. In der ersten Bar kehren wir ein. Danach ist es bis Mos deutlich anstrengender. Vor allem das Stück an der Nationalstraße macht absolut keinen Spaß. In Mos machen wir eine längere Mittagspause. Auf dem dritten Teil der heutigen Etappe haben einige Probleme. Aber alle schlagen sich wacker und beißen tapfer auf die Zähne. Der Abstieg vom Monte Cernedo tut weh. Nach zehn Stunden kommen alle in Redondela an. Meine Angst, dass die Herberge schon überfüllt sein würde, bewahrheitet sich nicht. Wir duschen und gehen ins Zeus essen. Auch hier gilt: Alle portugiesischen und spanischen Barbesitzer freuen sich sehr, wenn man mit einer größeren Gruppe kommt. Sie würden sich noch mehr freuen, wenn nicht jeder Pilger einzeln bezahlen würde. Das Essen im Zeus war in Ordnung.

7. Etappe: Redondela - Pontevedra (18,6 km)

Wir haben uns an das frühe Aufstehen gewöhnt – zumindest tun wir so -- und gehen um 6.10\,Uhr los. Es ist noch frisch und auch etwas bewölkt, also ideales Pilgerwetter. Heute laufen wir mit einer neuen Taktik. Lucie und Nico gehen mit Lorenz, Hannah mit Andrea, Anna mit mir, der Rest nach Belieben. Beim Erreichen der Anhöhe vor Arcade können wir einen kurzen Blick auf die Ria (=Meeresbucht) werfen. In einiger Entfernung können wir die große Brücke von Vigo erkennen. Nach Überqueren der Brücke von Sotomayor gehen wir nach der Durchquerung des Dorfes einige Meter in die falsche Richtung, um eine gemütliche Frühstücksrast einzulegen. Die Umleitung vom letzten Jahr existiert nicht mehr. Wir können den normalen Weg gehen. Es nieselt ein paar Minuten schwach, stört aber eigentlich nicht. Der Weg ist heute zumeist landschaftlich sehr schön, manchmal hügelig, aber immer gut machbar. Am Kiosco Pelegrin machen wir eine zweite ausgiebige Rast. Unter der Kiwi-Laube sitzen wir ganz gut. Später halten wir noch kurz in der Kapelle des hl. Martin in Bertola. Der Schluss der heutigen Etappe verläuft dann auf eher ruhigen Nebenstraßen. Bereits gegen 12.00 Uhr treffen wir in Pontevedra in der Herberge ein. Wir müssen also 90\,Minuten warten, bis man uns aufschließt. Wir beschließen, dass ein Teil unserer Truppe das gegenüberliegende Restaurant vortestet. Die Herberge ist in einem sehr guten Zustand; leider liegt sie äußerst ungünstig. Um in die Stadt zu gelangen muss man mit ca. 3 Kilometer für Hin- und Rückweg rechnen. Das heißt, wir müssen den Nachmittag genau planen. Zuerst gilt es aber, die junge Dame am Empfang der Herberge zu überstehen. Wir hatten alle von ihr das Gefühl, dass sie keine Lust hatte und dann ausgerechnet heute so viele Pilger kommen. Immerhin gibt es eine Waschmaschine und einen Trockner. Als wir den Preis erfahren - jeweils 6 Euro - können wir es kaum glauben. Insgesamt zahlen wir für einmal waschen und zweimal trocknen - die Wäsche war nach einmal trocknen noch nass – 18 Euro. Wie besprochen gehen wir um 16.00 Uhr in die Stadt.
Erstes Ziel ist die Jungfrau vom Weg. Hier bekommen wir auch einen Pilgerstempel. Danach geht es in ein Freiluftcafe. Es ist in der Zwischenzeit nämlich angenehm warm. Auf dem Rückweg vergnügen wir uns noch in einem Supermarkt. Zum Abendessen gehen wir alle in das der Herberge gegenüberliegende Restaurant. Für 6 Euro erhalten wir ein Menü del dia. Die Qualität entspricht dem Preis. Wer mehr erwartet, darf sich sicher nicht beklagen, sondern muss einfach mehr ausgeben. gegen 21.00 Uhr ist für mich wieder Schluss.
 
8. Etappe: Pontevedra - Caldas de Reis (25,6 km)

Heute machen wir uns in drei Gruppen auf den Weg.
Die Etappe ist relativ leicht zu gehen. Es gibt zwar auch Straßenkontakt, aber überwiegend laufen wir auf auf Trampelpfaden und kleinen Wegen. Die erste offene Bar kommt leider erst in Briallos an der N 550. Zu besichtigen gibt es heute unterwegs nicht viel, außer das nächtliche Pontevedra. Natürlich gibt es auch heute wieder die armen angeketteten Hunde, aber das versteht keiner von uns.der Bar A Eira treffen wir einen völlig atypischen spanischen Hund: Er will Streicheleinheiten und würde wohl am liebsten mit uns weiterziehen, wenn das nicht ein Zaun verhindern würde. Heute ist wieder optimales Pilgerwetter: mal sonnig, mal bewölkt, trocken und nicht zu heiß. In Caldas de Reis im Hotel Lotus angekommen, weiß man nichts von einer telefonischen Reservierung. Nachdem ich dann den Gesprächspartner wechsle, ist dann doch alles wie telefonisch besprochen. Im Laufe des Nachmittags taucht auch unsere Nachhut auf. Wir verabreden, dass wir uns um 16.15 Uhr zu einer kleinen Tour durch die Stadt treffen.  
Ziele sind selbstverständlich die Thermalquelle, Santo Tomas Becket und die Bars am Fluss. Die Kirche des hl. T. Becket ist sogar geöffnet. Wir können uns nicht einigen, ob sie schön ist oder nicht. Leider ist mein Lieblingsrestaurant am Fluss noch geschlossen. Wir finden in der Stadt dennoch eine Essmöglichkeit. gegen 19.00 Uhr trifft sich nochmals eine Kleingruppe zu einer kleinen Tour. Jetzt gibt es am Fluss doch noch etwas zu essen. Wir gönnen uns Pimientos de Padron.
Auf dem 2 m² großen Balkon des Zimmers 111 findet eine große Partie statt: bis zu acht Personen und zwei Flaschen vino tinto. Wir verabreden, dass wir am nächsten Morgen um 6.00 Uhr  aufbrechen wollen.
 
9. Etappe: Caldas de Reis - Padron (20,7km)

Der Aufbruch von Lorenz und mir verzögert sich, weil zwei Damen unserer Truppe zu spät geweckt wurden. Theoretisch wollen wir heute in vier Kleingruppen gehen. Das Wetter ist für uns wieder optimal. Da meine Wäsche über Nacht nicht getrocknet ist, hängt sie außen am Rucksack. Bis zum
Erreichen unseres Tageszieles, verschwindet sie dann wieder im Rucksack. Nach Vereinbarung treffen wir uns alle in der Bar Santa Marina de Corracedo. Hier genießen wir ein Desayuno completo. Diese Bar ist für mich ein absolutes Muss. Die beiden Wirtsleute sind unglaublich nett, die Portionen riesengroß. Nach eigenen Angaben ist die Bar ab 7.00 Uhr geöffnet!dem Weg nach Padron werden wir unterwegs -- wie auch im Jahr zuvor -- vom Zivilschutz nach dem Woher und Wohin befragt. Der Weg ist gut zu gehen, nur das gelegentliche Überqueren der Nationalstraße ist nicht ungefährlich. In Valga würden wir gerne die Kirche besichtigen. Rebecca umrundet San Miguel einmal und meint, dass der Eingang in ca. 2 m Höhe liegen würde. Wir müssen wohl verzichten. In der Bar mit angeschlossenem Supermarkt legen wir eine kurze Rast ein. Padron erreichen wir ohne allzu große Probleme. Die Herberge öffnet erst gegen 13.00 Uhr. Wir müssen also wieder etwas warten. Das Einchecken dauert diesmal richtig lange. Für Damen und Herren gibt es jeweils genau eine Dusche. Das heißt nochmals warten.
In der Herberge entdecken wir zweierlei. In Santiago gibt es eine private Herberge nur 150\,m von Der Kathedrale entfernt. Die Lage ist super. Der Preis von 16 Euro bzw. 18 Euro nicht.
Wir rufen dennoch an und reservieren für eine Nacht. Das zweite ist, dass es in Padron eine sog. Pedronia gibt. Dafür muss man eine Akkreditierungskarte haben und mit dieser Nach Iria Flavia zur Kirche gehenund sich dort einen Stempel holen. Aus der Santiagokirche in Padron benötigt man ebenfalls einen Stempel. Wir pilgern also bei ausreichender Wärme am Nachmittag nach Iria Flavia. Wie nicht anders zu erwarten ist die Kirche geschlossen. Als Beleg für unsere Anwesenheit machen wir ein Foto von uns mit der Kirche im Hintergrund. Das wird dann später auch akzeptiert. Der Stempel in der Santiagokirche ist problemlos zu erhalten. Dann gibt es eine Kleinigkeit auf dem großen Platz vor der Kirche. Der Kellner ist absolut im Stress. Nach einiger Zeit erhält dann doch jeder von uns das, was er bestellt hat. Chaotisch wird es dann beim Bezahlen. Tanja klärt das Chaos auf. Ein kleiner Teil unserer Truppe geht abends in die Messe. Wir konnten uns im Anschluss daran nicht einigen, ob die Messe würdevoll gestaltet war oder nicht. Sie hat schließlich nur 20 Minuten gedauert.
 
10. Etappe: Padron - Santiago de Compostela (24,9 km)

Unser letzter Tag: geplanter Abmarsch 5.30 Uhr. Obwohl wir schon sehr nahe bei Santiago sind, ist der Weg überwiegend doch sehr reizvoll. In der Bar Milagrossa ist der erste vereinbarte Treffpunkt. Dort werden wir großzügig bewirtet. Die letzten Kilometer vergehen wie im Flug. Wir sind ja bestens eingelaufen. Bei Kilometer 9,8 beschließen wir: Pilger trinken Kas.
Unser erster Weg in Santiago ist nicht zur Kathedrale, sondern zur Pension La Tita. Ich hatte dort ja für zwei Nächte vorgebucht. Auch Andrea bekommt noch ein Zimmer für zwei Nächte.Dann gehen wir doch zur Kathedrale und darauf gleich ins Pilgerbüro.  
Wir müssen nicht allzulange warten. Ich werde freundlich von einem jungen Mann gefragt, ob wir uns in deutsch oder spanisch unterhalten wollen. Meine Bemerkung, wiedenn mit schwyzerdütsch wäre, kontert er knallhart, wieso ich bemerkt hätte, dass er aus der Schweiz komme. Wir einigen uns darauf, dass sowohl Schweizer als auch Kurpfälzer kein Hochdeutsch können. Dann bekomme ich meine Compostela.
Danach beziehen wir in der privaten Herberge Mundoalberge unser Quartier für eine Nacht. Wenn ich nochmals auf die Welt komme, werde ich in Santiago eine private Herberge betreiben. Eigentlich kann man nur allen Portugiesen und Spaniern am Camino empfehlen, dass sie privat Zimmer an Pilger vermieten sollen. In Mundoalberge gibt es für nur 3 Euro die Möglichkeit zu waschen oder zu trocknen.
Mit Anna und Lorenz suche ich ein geeignetes Restaurant. Wir finden ganz in der Nähe ein ruhiges nettes Lokal, wo wir für 10 Euro gemütlich unsere Ankunft genießen. Jeder aus unserer Truppe hat die gesamte Strecke von knapp 250 km auf eigenen Füßen zurückgelegt. Die erste Nacht in Santiago ist für mich relativ unruhig, da in unserer Herberge einige Bäume gefällt werden.
 
Ende
Am nächsten Morgen ziehen wir in die Pension La Tita um. Um 12.00 Uhr sind wir alle in der Pilgermesse, wo auch das Botafumeiro geschwungen wird. Danach sind wir keine Pilger mehr, sondern einfache Touristen. Ab jetzt ist Shoppen u.ä. angesagt. Unser geplanter Ausflug nach Finisterre findet aus finanziellen Gründen nicht statt. Mit dem Linienbus ans Meer zu fahren macht aus zeitlichen Gründen auch keinen Sinn. So vergnügen wir uns noch knapp zwei Tage in Santiago. Am Sonntag fliegen wir nach Frankfurt/Hahn zurück. Von dort werden wir mit drei Pkw abgeholt. Am späten Nachmittag trudeln wir wieder zu Hause ein. Am Montagmorgen sind alle pünktlich in der Schule.
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